Breitenkopf: I, unschwierig, haha

Ein "unbedeutender" Gipfel in den Miemingern, "unschwierig (I)" zu erreichen, noch dazu durch zwei einsame Kare, das klingt nett. Wohl dem aber, der den AV-Führer für die Mieminger richtig zu lesen vermag und weiß, daß man auf dessen Schwierigkeitseinschätzungen immer noch so ein bis zwei Grade draufaddieren muß.

Los gings um kurz nach sieben am Parkplatz der Ehrwalder Almbahnen. Schnell hinauf zur Ehrwalder Alm und weiter zum Igelsee. Die Straße zwischendrin wurde an diesem Tag zur Autobahn umfunktioniert, wegen des TT Wandercups waren dutzende Lastwägen, Autos und Motorräder unterwegs. Wir waren gerade noch rechtzeitg vor der 1500-Teilnehmer Horder dran... (kann man vorher ja nicht wissen).

Ab ins Igelskar und erstmal einen Blick in die alten Stollen geworfen, wo wir ohne entsprechende Ausrüstung aber bald umkehrten. Dann weglos zur Breitenkopfhütte. Weiter hinauf zum Südkamm des Breitenkopfes (Stelle I) durch elendige Geröllmassen. Der Kammverlauf ist eindeutig und zunächst recht gemütlich, wird dann aber vor dem Abstieg in die Scharte vor dem Gipfel zusehends ungemütlicher. Hier steil hinab (II) oder ausgesetzt, brüchig und erdig außen rum (I). Jenseits erstmal etwas Ratlosigkeit. Im Prinzip gibt es mehrere Möglichkeiten zum Gipfel: Über den Grat (II, etwas brüchig), oder zunächst etwas hinab zu einer Schulter, dann dort hinauf und durch eine Rinne (I, Stelle II, vergleichsweise fest) wieder zum Grat hinauf. Über diesen problemlos zum Gipfel (I).

Am Gipfel Dauerbeschallung mit grauenhaftem Krakele ("Musik") von der Ehrwalder Alm. Gipfelbuch von 1968, sehr unterhaltsam, nur etwa 10-15 Besteigungen pro Jahr. Wie's kommen mußte, kam natürlich genau an diesem Tag noch ein Pärchen dazu.

Wir haben uns dann entgegen des Rates des einen oder anderen Berichtes im Internet für den Abstieg ins Schwarzbachkar entschieden. Zunächst sollte man laut Führer in eine Scharte nördlich des Gipfels absteigen, was schwierig ist, denn es gibt nur eine östlich und eine südlich. Daher über den Ostgrat abgestiegen (II, teils brüchig) bis in eine von weitem sichtbare Scharte vor einem Vorgipfel, in dem ein großer Steinmann steht. Dort südlich über Steilwiesen und grasige Schrofen hinab. Diese führen bis kurz vor die Geröllhalden, brechen dann aber einige Meter steil ab. Nach einiger Sucherei entscheiden wir uns für eine schmale, rechts von einer babypopoglatten Platte begrenzten Rinne (II/III-). Diese ist auch vom Kar aus schon weit sichtbar.

Abstieg durchs weitere Kar bis zum Eingang in die Latschen ganz einfach. Links halten (westlich), dort beginnt wie in der AV-Karte verzeichnet ein Steig, der sich dann aber irgendwann etwas verliert. Wir haben uns im Zweifel hart westlich direkt unter den Abbrüchen gehalten, bis man zu einer Schuttreise mit markantem Bachbett kommt. Durch dieses abwärts zu einem Jägerstand. Von dort auf zunächst kaum erkennbarem Pfad nach Nordosten, dann über immer bessere Wege, zuletzt Forstweg zur "Hauptstrasse" durch das Gaistal.

Elendshatscher zurück über Igelsee und Ehrwalder Alm.

Fazit I: Tolle, anspruchsvolle Tour auf einen eigentlich sehr einsamen Gipfel, dessen "beschränkte" Aussicht aber kaum stört.
Fazit II: "unschwierig, I" kann man als leichte Untertreibung durchgehen lassen.

Die Höhenmeter enthalten 60m Gegenanstiege am Hin- und 180m am Rückweg. Gehzeiten ohne Pausen gerechnet.